Laufrad einspeichen

Einige Tips dazu...

Wahl der Felge

Für hochbelastete Räder kommen nur Aluminium Hohlkammerfelgen in Frage. Ob gesteckt oder geschweißt ist allgemein nicht sehr wichtig, gesteckte Felgen sind um das Gewicht der Steckverbindung schwerer. Die Speichenlöcher können mit Ösen verstärkt sein, man spricht dann von geösten Felgen. Diese lassen sich leichter zentrieren und sind weniger anfällig für Haarrisse um das Speichenloch herum, allerdings auch etwas schwerer.

Speichenlänge

Die benötigte Speichenlänge könnt ihr von Händler erfahren oder ihr berechnet sie nach untenstehender Formel:

Mit:
Fr = Felgenradius am Nippelsitz
Lkr = Lochkreisradius
w = Abstand Nabenflanschmitte zu Laufradmitte
Lz = Lochzahl der Felge
d = Durchmesser des Speichenlochs auf der Nabe

Die Speichen nach dieser Formel lieber 2mm zu kurz wählen als zu lang, da sich die Speichen beim Anziehen dehnen.

Wie die benötigten Maße zu finden sind entnehmt Ihr untenstehenden Skizzen

Die Maße am Beispiel Vorderradnabe. Vorsicht! Bei der Hinterrradnabe ist der Abstand w von Mitte-Nabe zu Mitte-Nabenflansch nicht auf beiden Seiten gleich, wegen der Assymetrie des Zahnkranzes. Das gleiche gilt für Vorderradnaben mit Scheibenbremsaufnahme!

Die bemaßten Werte sind Beispiele für eine alte Shimano Vorderradnabe.

Wie messe ich w aber exakt?
Die Mitte der Nabe ist leicht zu finden: Einbaubreite dividiert / 2
Einbaubreite / 2 - Abstand Nabenflansch-Mitte zu Auflagefläche der Nabe im Ausfallende (in der Skizze ist das a) = w. Alles klar?

Qualität der Speichen

Immer Speichen aus nichtrostenden Stahl verwenden. Verchromte Speichen reißen leichter, da der Stahl durch die Verchromung an Festigkeit verliert.

Immer verjüngte Speichen verwenden zB: 2,0-1,8-2,0mm Durchmesser. Die Speiche dehnt sich an der schwächsten Stelle. Bei Speichen mit durchgehend gleichem Durchmesser ist das das Gewinde. Aufgrund der Kerbwirkung reißen die Speichen dann gerne. Bei verjüngten Speichen kann sich die Speiche im dünneren Querschnitt über die gesamte Länge dehnen, das ergibt elastischere und haltbarere Laufräder, bei gleichzeitig geringerem Gewicht. Downhilllaufräder können bedenkenlos mit Al-Nippel und 1.8-1.5-18 Speichen eingespeicht werden. (Einem Ast ist es scheißegal, ob er eine 1.8er oder 1.5er Speiche abreißt... )

Allgemeines zur Kreuzung

Speichen können nur auf Zug belastet werden. Daher müssen die Speichen, um ein Drehmoment aufnehmen zu können wie den Antrieb oder eine Scheibenbremse, gekreuzt werden. Die gängigste Methode ist die 3-fach Kreuzung. 2-fach und 4-fach sind weniger beliebt.

Bei den Speichen, die das Drehmoment aufnehmen, gehören die Speichenbögen nach außen.

Das Laufrad gehört symmetrisch eingespeicht, dh. bei den gegenüberliegenden Speichen gehören die Speichenbögen spiegelverkehrt angeordnet, soll heißen: Links und rechts Speichenbögen außen bzw. innen. Ausgenommen Scheibenbremslaufräder hinten.. oder auch symmetrisch einspeichen, dann aber für das höhere Drehmoment von der Scheibenbremse. Alles klar? ;)
Dh. bei Scheibenbremslaufrädern gehören bei den Speichen die nach vorne weisen, die Speichenbögen nach außen.

Kurzanleitung (ein Anfänger benötigt dafür schon mal 2 Stunden...)

Wir legen die Felge so vor uns hin, daß das Ventilloch gegenüber liegt und halten die Nabe mit ihrer rechten Seite nach unten in die Mitte, also mit dem Freilaufkörper nach unten. Das Vorderrad ist, abgesehen von Scheibenbremsnaben, symmetrisch und hat keine Zugspeichen. Es ist also egal, wie herum die Nabe liegt, ausgenommen, das Felgendesign soll mit Nabe, Laufrichtung etc, zusammenpassen.. ;)

Nun stecken wir die ersten 9 bei 36 Speichen oder die ersten 8 bei 32 Speichen, von oben in den oberen Flansch, wobei wir jedes zweite (evt. vertiefte) Loch freilassen. Nachdem wir die gegenüberliegende Seite des Zahnkranzes einspeichen, haben wir hier einen flacheren Speichenwinkel und benötigen daher die längeren Speichen. Wir wählen irgendeine Speiche als erste Speiche aus. Sie kommt in die Felge in das erste Loch rechts neben dem Ventil, das etwas über der Mittellinie der Felge liegt (Um Zugspeichen kopfaußen einzuspeichen wählt man hier das erste Loch links neben dem Ventil). Warum über der Mittellinie? Die Speichenlöcher der Felgen sind meistens auf die richtige Flanschseite ausgerichtet, damit die Speiche nicht zu sehr gebogen wird. Wird das beim Einspeichen nicht beachtet hat man eine 50:50 Chance falsch zu liegen, dann werden die Speichen zu sehr verbogen! Bei manchen Felgen (eher selten) sind die Ösen auch bereits nach der Kreuzung ausgerichtet! Bitte das beachten! Nachher ausspeichen ist mühsam.

Dann nehmen wir die nächste Speiche rechts neben der vorherigen und stecken sie so in die Felge, daß 3 Löcher rechts neben den ersten Loch frei bleiben. Auf diese Weise werden alle 8 rspektive 9 Speichen der ersten Lage montiert. Zwischen zwei Speichen sind dann immer 3 Löcher frei!

Beim Einfädeln die Nippel wirklich nur leicht anziehen, 2 Umdrehungen genügen.

Wir drehen die Felge um. Jetzt ist der Flansch ohne Speichen oben.

Jetzt kommt der Punkt, an dem man ein aufpassen muß! Die Flanschlöcher der linken (jetzt unteren) und der rechten (jetzt oberen) Seite der Nabe liegen nicht genau übereinander. Wir stecken probeweise zwei Speichen in die beiden Löcher "über" unserer ersten Speiche. Nun betrachten wir die Felge: Ist zwischen der ersten Speiche und dem Ventil noch 1 Loch frei, dann wählen wir als unsere nächste Speiche diejenige, die in der Nabe ebenfalls in Richtung zum Ventil versetzt liegt und umgekehrt.

Die restlichen Speichen werden wieder so in die Nabe gesteckt, daß immer ein Loch frei bleibt. Sie belegen wie auf der anderen Seite jedes vierte Loch der Felge.

Wir lassen das Laufrad so wie es ist liegen, und fädeln jetzt wieder in dem Flansch der gegenüber dem Zahnkranz liegt, die längeren Speichen von oben ein.

Jetzt drehen wir die Nabe kräftig gegen die Antriebsrichtung, die Felge halten wir dabei fest. Jetzt sollten die Speichen mit dem Kopf nach außen auf Zug sein.

Bei einem 3-fach gekreuzten Rad verläuft jetzt die erste Speiche über zwei und unter die dritte Speiche des oberen Flansches hindurch. Nicht die erste Kreuzung übersehen, die sehr nahe der Nabe liegt! Am besten ist es sich an einem Referenzlaufrad zu orientieren.

Nun das Rad noch nicht umdrehen, sondern noch die restlichen Speichen des anderen Flansches einfädeln.

Dann umdrehen und die andere Seite kreuzen und die Nippel montieren.

Nach dem Einfädeln langsam, dh. wirklich nur max. 1 Umdrehung der Nippel auf eine Umdrehung des Laufrades, die Nippel anziehen.

Eventuell vorhandene Höhenschläge (durch verschieden lange Speichen oder so..) gleich am Anfang beseitigen.

Die Felge nur ca. in die Mitte zentrieren.

Wenn die Speichen schon ein wenig Spannung haben, dann das Laufrad mittig zentrieren, Höhenschläge sollten jetzt schon weg sein. Nippelumdrehung max. 1/2 pro 1 Umdrehung des Laufrades.

Laufrad aus dem Zentrierständer (Rahmen, Gabel) nehmen, auf einer Seite der Nabenachse am Boden auflegen und mit dem eigenen Körpergewicht an den Felgenrändern nach unten drücken. Laufrad ein wenig drehen und 3-5mal wiederholen. Dann Laufrad umdrehen und auf der anderen Seite den Vorgang wiederholen. Laufrad zentrieren, auf richtige Speichenspannung (Referenzlaufrad) bringen.

Tips:

Wessen Speichen andauernd locker werden, der hat eine zu geringe Speichenspannung. Wenn die Spannung stimmt, kann folgendes helfen: Geringe Menge Fett außen am Nippel, und ein kleiner Tropfen Loctite 242 (blau) auf das Speichengewinde.

Wessen Speichen andauernd reißen, der hat eine zu geringe oder zu hohe Speichenspannung.

Entgegen anderslautender Meinungen sind Alunippel genauso fest wie Messingnippel. Nur das Gewinde läßt sich durch beschädigte Speichen beim Al-Nippel leichter ruinieren und es müssen exakt passende Zentrierschlüssel verwendet werden. Al-Nippel sind ca. 20gr. pro Laufrad leichter.

Zurück

Fragen?

Home