Dieser Artikel behandelt die Arten und Ursachen für das Versagen – meist Lockern – einer Schraubenverbindung, sowie Maßnahmen dagegen (Schraubensicherungen).
Lockern
Die Schraubenverbindung lockert sich, wenn eine bleibende Längenänderung in Achsrichtung der Schraube auftritt. Dies führt zu einer Verminderung der Vorspannkraft und damit unter Betriebslasten auch zu einer Verminderung der Restklemmkraft. Eine bleibende Längenänderung kann hervorgerufen werden durch:
Setzen: Die rauhen Oberflächen der aufeinanderliegenden Teile (zB. Mutter, Unterlegscheiben) glätten sich unter dem Druck der Vorspannkraft. Daraus ergibt sich auch: Je mehr Beilagscheiben, bzw. zu verbindende Teile mit einer Schraube verschraubt werden, desto größer ist die Längenänderung durch Setzen.
Kriechen: Die Flächenpressung an den Auflageflächen von Schraube und Mutter übersteigt die spezifische Druckfestigkeit des Materials der verspannten Teile. Das ist zB. bei Aluminium der Fall, wenn mit 10.9 oder 12.9 Schrauben verschraubt wird, und auf das korrekte Anzugsmoment gebracht wird.
Sichern gegen Lockern
Wird die Elastizität der Verbindung so vergrößert, daß zu erwartende Setz- und Kriechbewegungen ausgeglichen werden können kann der Abfall der Vorspannkraft weitgehend verhindert werden. Dies ermöglichen
ML = Fv * [ d2/2 * tan (-phi + rho) + myA * rA]
Dabei gilt:
ML .. Losdrehmoment
Fv .. vorhandene Vorspannkraft
d2 .. Flankendurchmesser des Gewindes
phi .. Steigungswinkel des Gewindes
rho .. Reibungswinkel des Gewindes
myA .. Reibungskoeffizient der Auflageflächen
rA .. Hebelarm der Reibungskraft an den Auflageflächen
Verhindert die Klemmkraft der Schraubenverbindung Relativbewegungen zwischen den verspannten Teilen nicht (alle Bauteile am Radl, bei denen Gelenke verschraubt sind), so führt die Schraube eine Schaukelbewegung durch: Die Gewindeflanken gleiten aufeinander und die Schraube wird fast reibungsfrei. Das Losdrehmoment ist dann
Mi = -Fv * d2/2 * tan phi
Dieses Losdrehmoment Mi, welches nur von der Vorspannkraft, dem Flankendurchmesser und dem Steigungswinkel des Gewindes anhängig ist, wirkt entgegen der Anziehrichtung und führt zu einem Lösen der Schraubenverbindung. Solche Gleitbewegungen zwischen den Kontaktflächen können hervorgerufen werden durch:
Sichern gegen selbständiges Losdrehen
Bei entsprechend belasteten Schraubenverbindungen können folgende Maßnahmen das unkontrollierte Lösen verhindern:
1. Setzsicherungen
Setzsicherungen vergrößern die Elastizität der Verbindung und kompensieren so Setzbeträge. Dadurch wird die Vorspannkraft weitgehenst erhalten und ein Lockern der Schraubenverbindung verhindert. Das selbständige Losdrehen der Schraubenverbindung bei erzwungenen Relativbewegungen der verspannten Teile kann eine Setzsicherung aber nicht verhindern.
Beispiele für Setzsicherungen: Spannscheiben, Tellerfedern hoher Steifgkeit. Die Sicherungswirkung von anderen Elementen wie zB. Federringen, Federscheiben, Zahn- und Fächerscheiben ist gering. Zur Sicherung von Schrauben ab der Festigkeitsklasse 8.8 sind sie ungeeignet.
2. Verliersicherungen
Verliersicherungen lassen zwar ein teilweises Lockern oder Losdrehen zu, verhindern aber das Auseinanderfallen der Schraubenverbindung. Hat für das Fahrrad keine Bedeutung, außer bei Möchtegernsicherungen von Scheibenbremsen.. ;-)
Beispiele: Kronenmuttern, Drahtsicherungen, Schrauben mit Gewindeeinsätzen aus Metall oder Kunststoff.
3. Losdrehsicherungen
Losdrehsicherungen verhindern das selbstständige Lösen der Schraubenverbindung. Dazu gehören: Schrauben mit Verriegelungszähnen, Rippflanschschrauben, Klebstoffe.
Lösbarkeit und Wiederverwendbarkeit von Schraubenklebstoffen
Niedrigfest: Mit normalen Werkzeug leicht wieder lösbar.
Mittelfest: Mit normalen Werkzeug noch lösbar.
Hochfest. Mit normalem Werzeug nicht mehr lösbar.
Werden niedrigfeste Produkte verwendet, lassen sich die gesicherten Schrauben ohne großen Kraftaufwand mit normalen Werkzeug losdrehen. Da der Klebstoff zusätzlich als Korrosionsschutz wirkt, können die Schrauben aufgrund von Korrosion nicht im Gewinde festsitzen.
Eine mit niedrig- oder mittelfestem Klebstoff gesicherte Schraube läßt sich wiederverwenden, wenn vor dem erneuten Klebstoffauftrag loser, zerriebener Klebstoff entfernt wurde.
Wenn eine Schraube bis zur Streckgrenze belastet und gelöst wird, sollte sie durch eine neue ersetzt werden. Denn beim nochmaligen Verwenden der Schraube riskiert man einen Bruch, wenn die gleiche Vorspannkraft angelegt wird.
niedrigfest
Produktnummer | Gewindeverbindung bis M?? | Losbrechmoment | Handfestigkeit Stahl/Stahl | Temperatur- beständigkeit | Farbe |
221 | M12 | 9-21Nm | 10-20min | -55 - 150°C | violett |
222 | M36 | 8-20Nm | 15-30min | -55 - 150°C | purpur |
225 | M80 | 6-18Nm | 30-60min | -55 - 150°C | braun |
mittelfest
Produktnummer | Gewindeverbindung bis M?? | Losbrechmoment | Handfestigkeit Stahl/Stahl | Temperatur- beständigkeit | Farbe |
241 | M12 | 13-33Nm | 20-60min | -55 - 150°C | blau |
242 | M36 | 14-30Nm | 10-30min | -55 - 150°C | blau |
243 | M36 | 14-43Nm | 15-30min | -55 - 150°C | blau |
254 | M80 | 13-33Nm | 30-60min | -55 - 150°C | blau |
hochfest
Produktnummer | Gewindeverbindung bis M?? | Losbrechmoment | Handfestigkeit Stahl/Stahl | Temperatur- beständigkeit | Farbe |
601 | M12 | 40-60Nm | 20min | -55 - 150°C | grün |
270 | M20 | 25-54Nm | 15-30min | -55 - 150°C | grün |
648 | M20 | 30-55Nm | 3min | -55 - 175°C | grün |
273 | M20 | 28-48Nm | 10-30min | -55 - 150°C | rot |
262 | M36 | 25-50Nm | 15-30min | -55 - 150°C | rot |
275 | M80 | 25-55Nm | 20-30min | -55 - 150°C | grün |
hochfest mit Kapillarwirkung (für nachträgliche Sicherung von bereits verspannten Gewinden)
Produktnummer | Gewindeverbindung bis M?? | Losbrechmoment | Handfestigkeit Stahl/Stahl | Temperatur- beständigkeit | Farbe |
290 | M5 | 15-45Nm | 15-20min | -55 - 150°C | grün |
Losbrechmoment gemessen an Schrauben M10, 8.8, Mutternhöhe 0,8d nach DIN54 454